Websession
Bildungsportale sind ein Instrument zur Gewährleistung der Transparenz von kommunalen Bildungslandschaften. Goran Ekmeščić, Bildungsberater der Stadt Augsburg, stellte in unserer Websession das regionale Bildungsportal A³ der Stadt Augsburg, des Landkreises Augsburg und des Landkreises Aichach-Friedberg vor. Anhand eindrücklicher Praxistipps gab er Einblick in die Erstellung, Umsetzung und Weiterentwicklung der Datenbank. Und er fragte: Werden Bildungsportale zeitnah KI-basiert sein?
„Lebensbegleitendes Lernen“ – klingt gut! Aber oft scheitert es schon an der Frage, wo sich Bürgerinnen und Bürger die entsprechende Inspiration holen können. Wie schön wäre es doch, wenn die jeweilige kommunale Bildungslandschaft samt aller Angebote und Anbieter sichtbar gemacht werden könnte! Vielerorts ist es gar nicht so einfach, ein an die eigenen Bedürfnisse angepasstes Lernformat zu finden. Auf diesen grundlegenden Bedarf nach Transparenz reagieren Bildungsportale.
Diese sind keine Erfindung der 2020er Jahre, sondern wurden schon in Förderprogrammen wie „Lernen vor Ort“ (2009-2014) erprobt. Im Zuge des aktuellen BMBF-Förderprogramms „Bildungskommunen“ kommt frischer Wind in das Thema. Der Bund macht die Umsetzung solcherlei Portale nämlich zur Fördervoraussetzung.
In unserer Websession „Konzept und Umsetzung des Bildungsportals A³ – ein Blick hinter die Kulissen“ kommen mit Goran Ekmeščić und Alexander Lorenz zwei Experten zu Wort, die bereits weitreichende Erfahrung mit Bildungsportalen sammeln konnten.
Bildungsportale mit unterschiedlichen Funktionen
Die Einführung in die Session liefert Alexander Lorenz, Kommunalberater in der TransMit, der bereits in früheren Jahren ein Bildungsportal im thüringischen Kyffhäuserkreis aufgebaut hat. Er verweist auf eine Definition für Bildungsportale der Transferagentur Hessen:
„Unter einem kommunalen Bildungsportal wird in der Regel ein webbasiertes Instrument verstanden, das Informationen zur Bildungslandschaft und Fachwissen zentral bereitstellen, die Vernetzung zwischen Bildungsakteuren und die Koordination durch die Kommune unterstützen und Möglichkeiten zur Steuerung des Bildungsgeschehens bieten kann.“
Ähnlich der Förderrichtlinie von „Bildungskommunen“ werden hier zwei grundlegende Funktionen eines kommunalen Bildungsportals herausgestellt:
1. Transparenter, gebündelter und zielgruppenorientierter Zugang der Bildungsinteressierten zu regionalen Bildungsakteurinnen/-akteuren und deren Bildungsangeboten,
2. Möglichkeiten des Diskurses und der Abstimmung für die analog-digitale Vernetzung von Bildungsanbietern und -angeboten, bereitgestellt durch die Kommune.
Die Untiefen von Bildungsportalen
Unter Berücksichtigung der bundesweiten Erfahrungen mit Bildungsportalen lautet eine der zentralen Botschaften von Alexander Lorenz: Digitale Bildungsportale funktionieren nicht von alleine und weisen oft Untiefen in Form von starker Konkurrenz gegenüber Google und Co. sowie hoher personeller und finanzieller Anforderungen auf. Aus genannten Gründen sind schon einige gute Portale den Weg alle Irdischen gegangen. Diesem Szenario können Kommunen vorbeugen, indem sie folgende (an dieser Stelle nur holzschnittartig darstellbare) Vorgehensweise beachten:
Detaillierte Anleitungen, wie ein Portal professionell entwickelt werden kann, finden Sie in den verlinkten Checklisten unter diesem Artikel.
Das Bildungsportal A³
Dann übernimmt Goran Ekmeščić. Der Augsburger Bildungsberater hat schon einige Vorträge über „sein“ Bildungsportal A³ gehalten. Er kennt die Neugier und die brennendsten Fragen der Websession-Gäste. Genauso gut kennt er jedes Detail der Plattform, die sich die Stadt Augsburg und die zwei sie umschließenden Landkreise miteinander teilen.
Senden und Empfangen
Die über das Portal miteinander gekoppelten Bildungsmanagements der Stadt Augsburg, des Landkreises Augsburg und des Landkreises Aichach-Friedberg (daher auch der Name A³) nutzen das Online-Tool nicht nur, um ihrerseits die kommunalen Bildungslandschaften zu steuern und transparenter zu gestalten. Nein, auch die statistisch erfassten Anliegen der Bürgerinnen und Bürger im Zuge der onlinebasierten Bildungsberatung fließen in die Bildungsplanung der Kommune und von dort wieder zurück ins Portal. Diese „Senden-und-Empfangen-Funktion“ gewährleistet eine anliegenzentrierte Website, deren Struktur und Inhalte immer aus Nutzerperspektive erfolgen.
Das Geheimnis der großen 3
Wieso haben sich die drei Kommunen überhaupt dazu durchringen können, ein gemeinsames Bildungsportal aufzubauen? Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen sind die meisten Bildungsangebote in der „großen Stadt“, nämlich Augsburg, verortet und die Leute aus dem Umland suchen dort nach spezifischen Lernofferten. Eine Zusammenarbeit trägt also den Gegebenheiten in der Region Rechnung.
Zum anderen können die anfallenden Kosten für das Portal durch die gemeinschaftliche Nutzung geteilt werden. Die drei Kommunen arbeiten qua Kooperationsvertrag in vielen Feldern zusammen, das Bildungsportal ergänzt somit die schon früher bestehende Zusammenarbeit. Goran Ekmeščić schätzt hierzu ein: „Nicht jede Kommune braucht ihr eigenes Portal.“ Aus seiner Sicht hat das regionale Denken vielerlei Vorteile: Unter anderem reduzierte Kosten.
Für die Umsetzung der Seite steuerten die Kommunalparlamente der drei Gebietskörperschaften im Jahr 2017 insgesamt 10.000 Euro für Erstellung und 10.000 für Marketing bei. Im laufenden Betrieb muss A³ mit weniger Budget auskommen. Die Pflege ist mit rund fünf Personenstunden pro Woche kalkuliert. Die technische Umsetzung des Portals übernahm 2017 die Firma DR-B Learning Solutions GmbH.
Ein KI-basierter Nachfolger ist in Planung
Das Bildungsportal A³ ist nach sechs Jahren voll mit Angeboten, einer Landkarte der Bildungsorte, Artikeln, Linksammlungen und Themenseiten. De facto steht laut Herrn Ekmeščić eine Generalüberholung an. Die Seite muss an neue technische Entwicklungen angepasst und noch intuitiver werden. Es fehlt bislang unter anderem an einer Verschlagwortung der Angebote – was unter Umständen dazu führen kann, dass Bürgerinnen und Bürger auf sie zugeschnitten Angebote nicht finden können.
In Zusammenarbeit mit einem in Augsburg ansässigen Verein wird zurzeit eine KI-basierte Lösung als Nachfolger des jetzigen Portals ausgetüftelt. An dieser Stelle geht eine spürbare Bewegung durch die Websession. Die Gäste horchen gespannt auf. „Wenn wir Neuigkeiten haben, werden wir diese veröffentlichen“, verspricht der Augsburger Bildungsberater.
Zwischen Klickzahlen, Googleranking und Kursnet
Goran Ekmeščić ist beim Vortrag in seinem Element und liefert Information um Information ab. Klar, das Budget fürs Marketing könnte immer höher sein. Dann stiegen, so beweisen es seine detaillierten Statistiken, auch die Klickzahlen auf dem Bildungsportal. Im Jahr 2022 gab es rund 11.000 Zugriffe – ungefähr 30 pro Tag. Starten die Kommunen eine Marketingmaßnahme, steigen die Diagramme in ungeahnte Höhen. Diese Zahlen werden regelmäßig in den Kommunalparlamenten bekanntgegeben und diskutiert.
Um die Kosten niedrig zu halten, beschäftigte sich das A³-Team unter anderem mit SEO und SEA – also der Optimierung der Website im Suchmaschinenranking sowie optimierten Anzeigen bei Suchmaschinen. Aber das kostet personelle und finanzielle Ressourcen. Eine ewige Abwägungsfrage. Was unterscheidet eigentlich A³ vom Kursnet der Agentur für Arbeit? „Bei uns sind auch nicht-zertifizierte Anbieter vertreten“, so Ekmeščić. Im Gegensatz zu einigen anderen Bildungsportalen liste man auch kommerzielle Angebote, um die gesamte Bandbreite des lebensbegleitenden Lernens abzubilden.
Die Nachfragen aus dem Publikum betreffen verschiedene Aspekte der Portalentwicklung – von der Datenspeicherung über die benötigten Ressourcen bis hin zum Umgang mit den Klickzahlen. In der heutigen Websession ging es um die Grundlagen von Bildungsportalen. Auf absehbare Zeit sollen erste KI-Lösungen vorliegen. Sicher ist: Wir bleiben dran und werden ggf. eine Fortsetzung der Websession in Erwägung ziehen.
Ulrike Richter, Veranstaltungen