Kultur zu verstehen, sie zu gestalten und an ihr teilzuhaben, setzt kulturelle Bildung voraus. Kulturelle Bildung befähigt uns zum eigenen schöpferischen Arbeiten wie auch zur aktiven Rezeption von Kunst und Kultur. Sie trägt damit zur Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftlichen Teilhabe bei. Für Kommunen ist es darum von besonderer Bedeutung, Menschen aller Altersgruppen den Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen.
Franziska Schönfeld von der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel erklärt, was kulturelle Bildung ist, was sie für kommunale Akteure relevant macht und was Netzwerke für kulturelle Teilhabe auszeichnet.
In den vergangenen Jahren hat die kulturelle Bildung innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft wachsende Aufmerksamkeit erfahren. Da Kultur alle Lebensbereiche nachhaltig durchdringt, gilt sie als eine der Schlüsselkompetenzen für das lebenslange Lernen. Zum einen nimmt sie durch die in kulturellen Bildungsprozessen stattfindende Auseinandersetzung mit sich selbst, der Umwelt und der Gesellschaft entscheidenden Anteil an der Persönlichkeitsbildung. Zum anderen wird in dieser Auseinandersetzung der gesellschaftliche Zusammenhalt durch ein gemeinsames kulturelles Verständnis gefestigt, was stark identitätsbildend wirkt.
Vielfalt an Orten und Rahmenbedingungen
Dabei liegt die besondere Stärke der kulturellen Bildung darin, dass sie an keinen exklusiven Ort gebunden ist, sondern an vielfältigen Lernorten innerhalb und außerhalb von Institutionen stattfinden kann. So finden sich Angebote kultureller Bildung an zahlreichen Bildungseinrichtungen, an allgemeinbildenden Schulen, an Kunst- und Musikschulen, an soziokulturellen Einrichtungen, Kulturvereinen und Volkshochschulen. Kulturell bildend wirken aber auch Bibliotheken, Opern- und Konzerthäuser, Theater und Museen, ebenso wie Chöre, Tanz- und Schreibgruppen, die Medien und das Internet.
Kooperationen
Eine scharfe Trennung zwischen schulischen und außerschulischen Akteuren lässt sich mit dem Bedeutungszuwachs ihrer Kooperation allerdings nur schwer ziehen. Durch den Ausbau der Ganztagsschulen wird kulturelle Bildung verstärkt durch die Zusammenarbeit von Schulen und Kultureinrichtungen vermittelt. Zudem gewinnt kulturelle Bildung nicht mehr nur in schulischen Bildungsprozessen an Bedeutung, sondern innerhalb der gesamten Bildungsbiografie, in der frühkindlichen Bildung wie auch in der berufsbezogenen, neben- und nachberuflichen Bildung.
Synergien
Trotz aller Komplexität und Unübersichtlichkeit ist kulturelle Bildung lokal konkret verortet: Sie wird in großer Mehrheit direkt in den Kommunen angeboten und nachgefragt. In Bezug auf die Planung, Organisation und Gestaltung kultureller Angebote ergibt sich für Kommunen damit die schwierige wie herausfordernde Aufgabe, dieses Wechselspiel von formaler, non-formaler und informeller Bildung mit und durch Kunst und Kultur so zu gestalten, dass sie sich wechselseitig ergänzen und bestenfalls Synergien bilden.
Kommunale Bildungsstrategie
Genau hier kann kommunales Bildungsmanagement ansetzen, indem es Angebote der kulturellen Bildung in eine umfassende Bildungsstrategie aufnimmt und innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft sichtbar macht und vernetzt. Dabei gilt es, neben der gesamten Bildungsbiografie im Sinne des lebenslangen Lernens die Gelingensbedingungen kultureller Teilhabe in den Blick zu nehmen. Um echte Chancengerechtigkeit auch für diesen Bildungsbereich herzustellen, scheint dies besonders gefordert, denn noch immer sind die Zugänge zur kulturellen Bildung stark vom individuellen Einkommen und Bildungsniveau abhängig.