Im Rahmen des Förderprogramms „Bildungskommunen“ machen sich Kommunen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an die Weiterentwicklung ihrer Bildungslandschaften. In unserer Reihe „Neustarter“ sprechen Mitarbeitende aus den Bildungskommunen über das Projekt, die Ziele und die damit zusammenhängenden Herausforderungen. Im folgenden Interview gibt Sandra Hüttig, die im Landkreis Görlitz für das Bildungsmonitoring zuständig ist, einen Einblick.
Frau Hüttig, „Bildungskommunen“ ist ein vielfältiges Förderprogramm. Welche Ziele verfolgt der Landkreis Görlitz mit dem Projekt?
Ein Ziel ist es, im Landkreis Görlitz die Integrierte Bildungsplanung weiter voranzutreiben. Das Thema Bildung und die verschiedensten Anliegen der Bürgerinnen und Bürger im Laufe ihrer Bildungsbiografie tangieren über alle unsere Dezernate hinweg verschiedene Fachbereiche. Der Fokus liegt bei der Umsetzung eines solchen integrierten Planungsansatzes daher in erster Linie darauf, die verwaltungsinterne Zusammenarbeit der verschiedenen Ressorts deutlich vernetzter zu gestalten. Diese Herangehensweise wird sich auch bei der Bearbeitung des von uns gewählten Schwerpunktthemas Inklusion niederschlagen. Die inklusive Bildung tangiert alle Etappen einer Bildungsbiografie und muss deshalb auch von den verschiedenen Fachbereichen gemeinsam gedacht werden.
Ein anderes Ziel ist die Reaktivierung des Bildungsmonitorings. Dieses wurde im Rahmen des Vorhabens „Lernen vor Ort“ im Landkreis Görlitz grundständig aufgebaut und soll nun professionalisiert werden und sich zu einem festen Bestandteil der Bildungsplanung im Landkreis Görlitz entwickeln. Damit im Zusammenhang steht die Organisation eines zentralen Datenmanagements für das Landratsamt sowie die Identifikation einer unseren Bedarfen entsprechenden technischen Unterstützung bei der Datenverarbeitung und -pflege.
Bei der Gestaltung der analog-digital vernetzten Bildungslandschaft streben wir den Aufbau eines webbasierten Bildungsportals an. Wir haben schon lange den Wunsch, unseren Bürgerinnen und Bürgern, aber auch den Bildungsakteuren, die Vielfalt der Bildungsmöglichkeiten im Landkreis Görlitz aufzuzeigen – transparent und gebündelt an einer Stelle.
Transferkommune
„Lernen vor Ort“ (2009-2014), danach transfergebende Kommune
Programme
Was wollen Sie im ersten Jahr des Projektes erreichen?
Wir hoffen, dass noch im ersten Projektjahr die zwei geplanten Personalstellen besetzt werden können, um die Umsetzung der vielschichtigen Projektinhalte abzusichern.
Der inhaltliche Fokus des Vorhabens liegt im Landkreis Görlitz zunächst auf der starken Vernetzung der Fachressorts der Landkreisverwaltung. Hier knüpfen wir an die seit 2011 etablierte Struktur des Regionalen Bildungsforums des Landkreises Görlitz an. Dieses Gremium ist beratend tätig und diskutierte in den vergangenen Jahren v. a. punktuelle Fragen des Bildungsgeschehens. Das Gremium wird in seiner Struktur überarbeitet und soll zum Ende des ersten Projektjahres arbeitsfähig aufgestellt sein, um den künftigen Herausforderungen durch das Entwickeln ganzheitlicher und nachhaltiger Lösungen zu begegnen und zu einer Integrierten Bildungsplanung hinzuführen.
Neben der Stärkung der internen Zusammenarbeit soll eine Strategie für das partizipative Zusammenwirken mit den (externen) Bildungsakteuren entwickelt werden. Als Grundlage dafür kann die Bearbeitung unseres Vorhabenschwerpunktes Inklusion dienen. Zum Ende des ersten Projektjahres soll hier Klarheit über das Netzwerk an Akteuren im Landkreis Görlitz stehen. Es soll ein Austausch über die jeweiligen Rollen und Bedarfe zustande kommen und ausgelotet werden, inwieweit eine künftige Kooperation von welchen Partnern erforderlich ist, um alle verfügbaren Ressourcen möglichst effizient einzusetzen.
Im Rahmen der Reaktivierung des Bildungsmonitorings werden im ersten Projektjahr hausinterne Abstimmungsprozesse zur Gestaltung eines zentralen Datenmanagements erfolgen. Damit einher geht die Suche nach einer geeigneten technischen Unterstützung. Bezüglich des Schwerpunktes Inklusion soll ein Austausch zur inhaltlichen Ausgestaltung von geplanten Bildungsmonitoringprodukten erfolgen.
Nicht zuletzt soll der Aufbau des Bildungsportals im ersten Projektjahr angeschoben werden. Hier gehört zu den ersten Aufgaben die Erstellung eines Lastenheftes und das Finden eines geeigneten Dienstleisters für die technische Umsetzung. Angedacht ist auch, die Bildungsakteure und Bürgerinnen und Bürger im Rahmen geeigneter partizipativer Formate einzubinden und deren Bedarfe zu erfahren.
Wie ist das Projektteam aufgestellt?
Ich bin verantwortlich für die Gesamtsteuerung des Vorhabens „Bildungskommunen“ im Landkreis Görlitz und fachlich im Bereich des Bildungsmonitorings verortet. Dadurch, dass ich bereits an der Umsetzung des Vorhabens „Lernen vor Ort“ beteiligt war, können die entsprechenden Vorerfahrung einfließen. Es werden im Rahmen von „Bildungskommunen“ noch zwei Personalstellen hinzukommen. Deren Fokus liegt zum einen auf der Vernetzung des breiten Akteursnetzwerkes, v. a. im Bereich Inklusion. Zum anderen wird es eine wissenschaftlich-konzeptionelle Unterstützung durch das zusätzliche Personal geben.
Eine enge Abstimmung über die gesamte Projektlaufzeit hinweg wird in die Landkreisverwaltung hinein über das Regionale Bildungsforum stattfinden. Hier ist die Expertise aller bildungstangierenden Ressorts gebündelt. Die innerhalb der Verwaltung stattfindende bildungsstrategische Arbeit wird ergänzt durch die Maßnahmen der Servicestelle Bildung / ENO mbH auf operativer Ebene. Diese Arbeit im Tandem ist seit fast 10 Jahren gewachsen und basiert auf einer engmaschigen Abstimmung.
Aus dem externen Unterstützerkreis kommen dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und der Landesstelle für Schule und Bildung eine besondere Rolle zu. Beide Institutionen unterstützen uns bei der Bearbeitung des Themenschwerpunktes Inklusion.
Was sind aus Ihrer Perspektive die größten Herausforderungen bei der Projektumsetzung?
Eine Herausforderung wird es sein, den sehr großen Kreis an Akteuren, die das Bildungsgeschehen im Landkreis Görlitz gestalten, zu einer effektiven Zusammenarbeit zu führen, die für alle Seiten gewinnbringend ist. Dabei gilt es u. a. geeignete Partizipationsprozesse zu gestalten. Am Ende unser aller Bemühungen stehen die Bürgerinnen und Bürger, denen wir eine transparente Bildungslandschaft im Landkreis Görlitz gewähren wollen, in der die Bildungsangebote aufeinander abgestimmt und frei von Barrieren zugänglich sind.
Auch die Fokussierung im Schwerpunktthema Inklusion wird uns vor Herausforderungen stellen. Dieses Thema berührt die komplette Bildungs- und Lebensbiografie der Bürgerinnen und Bürger. Es ist aber nicht alles gleichzeitig bearbeitbar, wir werden Schwerpunkte setzen müssen. Dafür wird es zunächst erforderlich sein, innerhalb der Verwaltung sowie im Austausch mit externen Bildungsakteuren den Status Quo und die gegebenen Herausforderungen auf den Punkt zu bringen und zu beraten, was es braucht.
Das Ziel muss es sein, Maßnahmen zu entwickeln, die sich auch ohne eine Projektförderung tragen. Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot und sichert langfristige Erfolge. Dies ist ebenso eine nicht zu unterschätzende Aufgabe.
Wenn das Programm Bildungskommunen einmal endet: Woran merken Sie, dass das Programm erfolgreich war?
Simpel gesprochen, kann man das Vorhaben wohl als erfolgreich bewerten, wenn die anvisierten Ideen und geplanten Maßnahmen umgesetzt wurden. Als erfolgreich sehe ich es darüber hinaus, wenn wir die im Rahmen des Vorhabens umgesetzten Elemente bis zum Ende dessen auch in die Nachhaltigkeit überführt haben.
Im Landkreis Görlitz würde das bedeuten, dass z. B. das Bildungsmonitoring professionalisiert wurde und für die Zukunft ein fester Bestandteil der strategischen Bildungsarbeit geworden ist. Darüber hinaus hätte sich die ressortübergreifende Zusammenarbeit in Bildungsfragen etabliert – auch ohne externen Druck, wie bspw. zu erfüllende Vorgaben eines Fördermittelgebers.
Das Interview führte Dr. Cornelia Leser, Kommunalberatung Sachsen.