Kommunales Bildungsmanagement im Bereich Digitalisierung an Schulen

In einem Interview berichtet Marcel Sievers, Bildungsmanager des Landkreises Nordhausen in Thüringen, von den verschiedenen Vorhaben und Maßnahmen seiner Kommune im Bereich Digitalisierung an Schulen. Im Rahmen des Digitalpakts werden schulische Medienkonzepte und infrastrukturelle Aspekte miteinander gekoppelt. Das kommunale Bildungsmanagement spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle.

Marcel Sievers

Bildungsmanager des Landkreises Nordhausen

„Die Digitalisierung soll tatsächlich für Schülerinnen, Schüler, Eltern, Lehrkräfte und die Gesellschaft einen Mehrwert haben.“

[Marcel Sievers]

Herr Sievers, Sie sind Bildungsmanager im Landkreis Nordhausen. Seit wann kümmern Sie sich um das Thema „Kommunales Bildungsmanagement“ und wie sind Ihre Erfahrungen?

Der Landkreis Nordhausen, gelegen zwischen Südharz und Kyffhäuser in der Goldenen Aue, erhielt den Zuschlag für das Programm „Bildung integriert“ im Jahr 2015. Seitdem bin ich Bildungsmanager und arbeite mit meiner Bildungsmonitoring-Kollegin Sylvia Daehn im Fachdienst Schulverwaltung des Landkreises zusammen.

Ich war bereits im Bereich Bildungsübergänge des Vorgängerprogramms „Lernen vor Ort“ im Kyffhäuserkreis tätig. Im Laufe der Jahre lernt man viel über die Abläufe in Verwaltungen, Vernetzung und wie man das Thema Bildung auf die Agenda der Kommune setzen kann. Das Bildungsmanagement wird von den Zuständigen im Landkreis Nordhausen als Expertenteam zur Bearbeitung von bildungspolitischen Anliegen geschätzt.

Der Landkreis Nordhausen geht im Bereich Digitalisierung eigene Wege. Welche Hintergründe hat das?

„Bildung integriert“ ermöglicht uns, akute bildungspolitische Herausforderungen in der Kommune zu erkennen und zu analysieren. Bereits im Jahr 2015 haben wir in diesem Zusammenhang das Thema Digitalisierung in den kommunalen Fokus gerückt. Hier stehen wir vor der Situation, dass es 24 Schulen in Trägerschaft des Kreises mit unterschiedlichsten infrastrukturellen Voraussetzungen gibt – von Grundschulen bis hin zu Berufsschulen.

In Bezug auf den Digitalpakt haben wir erkannt, wie wichtig es ist, sich als Verwaltung nicht allein auf die äußere Schulträgerschaft zu konzentrieren. Äußere Schulträgerschaft heißt, wir sind gesetzlich ausschließlich für Tafelkreide, Gebäude und technische Ausstattung, aber auch für die digitale Infrastruktur in den Schulen zuständig. Nur gibt es ein altbekanntes Dilemma: Technische Ausstattung und digitale Infrastruktur werden von Lehrpersonal genutzt, welches im Rahmen der inneren Schulträgerschaft dem Land Thüringen unterstellt ist.

Uns ist daran gelegen, beide Stränge – Pädagogik und Infrastruktur – bestmöglich aufeinander abzustimmen. Die Digitalisierung soll tatsächlich für Schülerinnen, Schüler, Eltern, Lehrkräfte und die Gesellschaft einen Mehrwert haben. Somit haben wir sondiert, was das Bildungsmanagement tun könnte. Und dabei sind wir auf Koordinierung und unkonventionelle Ansätze gestoßen. 

Was genau tun Sie, um Pädagogik und Infrastruktur aufeinander abzustimmen?

Seit 2015 beschäftigt sich das Team Bildungsmanagement mit der Digitalisierung. Wir haben damals behutsam angefangen, für die Verwaltung Lehrerinnen und Lehrer, Referentinnen und Referenten zu dem Thema einzuladen. So erinnere ich mich gern an Olaf Kleinschmidt aus Magdeburg, den, wie es heißt, „IT-affinsten Lehrer Deutschlands“. Kleinschmidt hielt einen Vortrag zur Zukunft der Digitalisierung vor 40 Lehrkräften. Gemeinsam mit verschiedenen Amtsleitungen und Teilen der Verwaltungsspitze besuchten wir digitale Modellschulen – beispielsweise in Mitteldeutschland, aber auch in Dänemark.

All diese kleinen Schritte waren notwendig, um an den Punkt zu kommen, an dem unsere ohnehin sehr bildungsaffine Spitze grünes Licht gab, koordinierend tätig zu werden. Im Jahr 2019 wurde dann von uns die verwaltungsinterne „AG Digitalpakt“ gegründet. Diese ist hochrangig besetzt mit Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltungsleitung, des kommunalen Bildungsmanagements, der Schulverwaltung, des Gebäudemanagements, der IT-Abteilung und der Wirtschaftsförderung.

Diese AG trifft sich alle zwei bis drei Monate. Hier wird besprochen, wann welche Schule „verkabelt“ (Anm. TransMit:  mit vollumfänglicher digitaler Infrastruktur versehen) wird. Zudem entstand dort die Idee, die schulischen Medienkonzepte bei allem Individualismus so gut wie möglich zu standardisieren, um sie mit der technischen Infrastruktur in Einklang zu bringen.

Bitte gehen Sie ins Detail!

In Bezug auf die Ausstattung von Schulen mit digitaler Infrastruktur wurde in der AG  Digitalpakt eine Priorisierung nach schulnetzplanerischen Gesichtspunkten erarbeitet. Hierbei hat das Monitoring mit zahlreichen statistischen Daten unterstützt.

Und dann standen in der AG Digitalpakt wie erwähnt die schulischen Medienkonzepte auf der Tagesordnung. Diese Medienkonzepte sind Grundvoraussetzung, um die Gelder aus dem Digitalpakt zu erhalten. Wir entschieden uns für Workshops mit den Schulleitungen – unterteilt nach Schularten. Der Landkreis stellte Geld für deren Durchführung durch einen externen Dienstleister zur Verfügung. Dieser Prozess ist nun fast abgeschlossen. Wir haben also relativ homogene Medienkonzepte pro Schulform.

Im gleichen Atemzug haben wir die Erstellung eines digitalen Trägerkonzepts für den Landkreis initiiert. Dieses beinhaltetet Raumausstattungsempfehlungen für die jeweiligen Schulformen. So fangen wir nicht bei jeder Schule mit neuen Planungen an, sondern haben klare Parameter, wie beispielsweise eine Grundschule ausgestattet werden muss. Das spart Zeit, Ressourcen und Nerven. Zusammenfassend lässt sich sagen: Schulische Medienkonzepte beschreiben die Digitalisierung des Unterrichts. Das Trägerkonzept beschreibt die Digitalisierung der Gebäude. Beide sind bestmöglich aufeinander abgestimmt.

Welche Anmerkungen haben Sie noch?

Das Team Bildungsmanagement wurde durch die Betreuung des Vorhabens in der Verwaltung noch einmal sichtbarer. Erst kürzlich beauftragte der Schulausschuss des Landkreises unseren Fachbereich mit der Erstellung eines Konzepts zur Begleitung und Umsetzung des Digitalpakts sowie der Digitalisierung. Wir werten das als positives Signal für das Bildungsmanagement.

Bei uns ruft die Schulleiterin genauso an, wie die Kollegen der EDV. Es muss jemanden geben, der den Überblick über das Feld Digitalisierung von Schulen hat. Und das ist in Nordhausen das Bildungsmanagement. Darüber werden die Digitalisierungsbestrebungen des Landkreises verstärkt und unterstützt.
 

„Es muss jemanden geben, der den Überblick über das Feld ­Digitalisierung von Schulen hat. Und das ist in Nordhausen das Bildungsmanagement.“

[Marcel Sievers]

Kontakt

Das Interview mit Marcel Sievers führte Alexander Lorenz.

Tel.: 0341-993923 11 E-Mail: lorenz@dji.de