Die Transferinitiative auf der Didacta 2025

Die Bildungsmesse Didacta bietet alljährlich eine breite Vielfalt an Innovationen aus dem Bildungsbereich. Erstmals präsentierte sich die Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement des BMBF auf der Messe. Auch Interims-Bildungsminister Cem Özdemir schaute vorbei.

Didacta 2025

Messehallen thematisch entlang des Bildungslebenslaufs gegliedert: von der frühkindlichen Bildung über Kitas, Schulbildung bis hin zum lebensbegleitenden Lernen, Berufsorientierung und sonstigen Bildungsbereichen

Die Didacta ist eine der größten Bildungsmessen weltweit. Hier werden Innovationen aus dem deutschen und internationalen Bildungsbereich vorgestellt und aktuelle Trends sichtbar. In diesem Jahr präsentierten öffentliche Einrichtungen und private Unternehmen ihr Portfolio für bessere Bildung in Stuttgart. Überthema der Didacta 2025 war die Demokratiebildung. Eine öffentliche Kontroverse löste dabei die Teilnahme der AfD an der Messe aus, die die Gäste der Didacta spürbar bewegte.  

Transferinitiative auf der Didacta

Erstmals präsentierte sich die Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement des Bundes auf der Messe. Mit Unterstützung des Projektträgers DLR informierten die Regionalen Entwicklungsagenturen für kommunales Bildungsmanagement (REAB) Interessierte an einem gut sichtbaren Stand zum kommunalen Bildungsmanagement, zu aktuellen Bildungstrends, innovativen kommunalen Ansätzen und Fördermöglichkeiten. 

Auch die REAB Mitteldeutschland war an dem Stand vertreten. Zahlreiche Fragen von Besucherinnen und Besuchern bezogen sich auf die BMBF-Förderprogramme „Bildungskommunen“ und „Ganztagskoordination“ sowie aktuelle Themen aus dem Bereich Bildungsmanagement.

Anlass für Gespräche war außerdem eine große Deutschlandkarte, auf der alle Kommunen mit Aktivitäten im Bereich Bildungsmanagement markiert waren. Hier wurden Cluster in unterschiedlicher Dichte sichtbar. Mit Gästen tauschten sich die Standbetreiber über regionale Beratungsstrukturen, länderspezifische Ausprägungen und insbesondere über das Thema Ganztagsbetreuungsanspruch aus. 

Vor allem der Austausch über die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den Bundesländern beim Thema Ganztag war des Öfteren sehr erkenntnisreich für die Besucherinnen und Besucher. In Ostdeutschland ist die Betreuungsquote historisch gewachsen jetzt schon sehr hoch, während man sich im Westen vielerorts noch mit grundsätzlichen Fragestellungen der Sicherstellung des Platzbedarfs beschäftigt.

In begleitenden Veranstaltungen der Transferinitiative wurde mit Gästen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft außerdem die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Entwicklung von Ganztagsangeboten sowie Zukunftschancen in kommunalen Bildungslandschaften diskutiert. Ergänzend gab die Fachstelle KOSMO interessierten Besucherinnen und Besuchern in der Speakers Area der Messehalle Einblicke in die „Aha-Effekte aus der Arbeit mit kommunalen Bildungsdaten".

Auch Cem Özdemir (Bündnis 90/Grüne), der nach dem Aus der Ampel-Koalition kommissarisch das Amt des Bildungsministers übernommen hatte, besuchte am 15. Februar, dem letzten Didacta-Tag, den Stand der Transferinitiative. Er informierte sich dort zu Bildungsmanagement- und BNE-Themen.

Die Didacta individuell erlebt

Natürlich erlebt jeder seine eigene Didacta. Bleibt man drei Stunden oder vier Tage? Welche Vorträge werden besucht? Welche Stände entdeckt? Wen trifft man?

Festzuhalten ist: Die Vielfalt der Angebote und Stände war überwältigend. Im Ausstellerverzeichnis sind rund 750 Einträge registriert. Darf es der 3D-Schokoladendrucker fürs Klassenzimmer, ein virtueller Rundgang in einer afrikanischen Schule, ein Beutel des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, ein Massagekissen für gestresste Pädagogenrücken oder dann doch eine Infobroschüre eines regionalen BNE-Netzwerks sein? Oder ein quietschgelber Hüpfball des baden-württembergischen Kultusministeriums? Oder ein Gespräch mit einem Vertreter der German Toilet Organization, die sich für bessere und partizipativ gestaltete Schulklos einsetzt? Überall wird man freudig herangewunken und mit Giveaways überhäuft.

Angesichts der Vielfalt an Angeboten und Vorträgen stellt sich bisweilen Überforderung ein. Die vielen engagierten Personen und innovativen Lösungen für ganz unterschiedliche Herausforderungen im Bildungsbereich machen wiederum euphorisch.

Ein Messe-Highlight war für mich die Arolsen-Archive, ein internationales Zentrum für NS-Opfer und die Verfolgung von Nazi-Tätern mit Sitz in Nordhessen. Hier können Holocaust-Überlebende bzw. deren Familien Unterlagen aus dem Dritten Reich finden und sich über den Verbleib von Angehörigen informieren. Für den Unterricht gibt es unter anderem Minigames mit Lernangeboten zur Zeit des Nationalsozialismus oder auch Hörstücke, in denen Künstlerinnen verschiedene Seiten von Judenfeindlichkeit aufzeigen und erläutern, wie diese jüdische Erfahrungen seit 1945 in Deutschland prägen.

Eine Gesprächsrunde der REAB Bayern Nord sticht aus der Vielzahl an Vorträgen und interaktiven Veranstaltungen hervor. Hier geht es um „Die Entwicklung von Ganztagsangeboten. Die Rolle der Zivilgesellschaft in der kommunalen Steuerung“.  Jana Priemer vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung stellt die Studie „Zivilgesellschaft und Bildung. Bürgerschaftliches Engagement in Kommunalen Bildungslandschaften“ vor. 

Ihr Befund: Vereine und Engagierte machen vielfältige Bildungsangebote und sind daher Teil der lokalen Bildungslandschaft und oftmals schon jetzt Partner von Ganztagsschulen. Es braucht jedoch stets angemessene kommunale Strukturen, die Vereine und Schulen zusammenbringen und bei den Kooperationen unterstützen. Denn die meisten Vereine arbeiten rein ehrenamtlich und haben daher nicht die personellen Ressourcen, um weitere bürokratische Aufgaben zu übernehmen, die meist mit Kooperationen einhergehen.

Teilnahme der AfD überschattet Didacta

Der Rückblick wäre unvollständig, ginge er nicht auf eine Besonderheit der Bildungsmesse ein. Die Teilnahme der AfD an der Didacta 2025 überschattete die Veranstaltung. So sagten Referentinnen und Referenten wegen der AfD ihre Teilnahme an der Messe ab. Die Publizistin Marina Weisband hat mit Verweis auf die AfD den Didacta-Preis für ihr Schuldemokratieprojekt „Aula“ abgelehnt. Viele Besucherinnen und Besucher bekundeten per Aufkleber, T-Shirt oder verbal ihren Unmut über die Teilnahme der Partei. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen positionierten sich klar für Demokratie und Menschenrechte. 

Stark diskutiert wurde der Beutelsbacher Konsens, nach dem Schule Schülerinnen und Schüler politisch zwar nicht überwältigen dürfe, aber ebenso wenig neutral sein sollte, wenn es um die Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung geht. Im nächsten Jahr soll die Didacta dann ohne Parteien auskommen. Für März 2026 ist schon die nächste Bildungsmesse angekündigt – dann in Köln.

Kontakt

Alexander Lorenz, Kommunalberatung Thüringen

Tel.: Tel.: 0341-993923 11 E-Mail: lorenz@dji.de