Bildungswerkstatt
Nachdem in den ersten beiden Teilen unserer Themenreihe die Bildung der Geflüchteten im Mittelpunkt stand, war es an der Zeit, den Blick nach innen zu richten. Am 12. November ging es um Willkommenskultur und um die Frage, in welche Richtung sich die Verwaltung entwickeln muss, um Zugewanderten offener und auf Augenhöhe begegnen zu können.
Strukturen, die sich auszahlen – der Landkreis Stendal
In seinem Vortrag zeigte Björn Malycha, Integrationskoordinator in Stendal, wie er und sein Team die interkulturelle Öffnung der Verwaltung im Landkreis auf den Weg gebracht haben. Von 2012 bis 2014 nahm der ländlich geprägte Kreis an einem Projekt der Schader Stiftung teil. Ziel war es, Abwanderung und Fachkräfteengpässen durch die verbesserte Integration Zugewanderter entgegenzuwirken. Ein zentraler Bestandteil dieses Vorhabens war die Entwicklung hin zu einer offeneren Verwaltung.
Grundvoraussetzung für ein solches Projekt sei es, die uneingeschränkte Unterstützung der Führungsebene zu haben. Nur wenn ersichtlich ist, dass das Vorhaben tatsächlich von oben gewollt ist, könne man Zweifel und Widerstände aus dem Weg räumen und alle Beteiligten motivieren, an einem Strang zu ziehen, sagte Malycha. Darüber hinaus sei es unumgänglich, sich mit der Zielgruppe, ihren persönlichen Einstellungen und kulturellen Besonderheiten auseinanderzusetzen.
Heute, in der aktuellen Zuwanderungssituation, profitiert der Landkreis Stendal von seinem damaligen Engagement und den geschaffenen Strukturen. Hierzu gehören der zweimal wöchentlich tagende "Stab Asyl", regelmäßige Integrationskonferenzen und kreisweite Netzwerke. Mehrsprachige Stadtpläne und leicht verständliche Piktogramme erleichtern das Ankommen und helfen, sich zu zurechtzufinden.
Speed-Dating oder der Blick über den Tellerrand
Nach dem Input ging es in die kollegiale Beratung. Im Speed-Dating tauschten sich die Anwesenden aus und entwickelten erste Lösungsansätze, die im Anschluss diskutiert und weitergedacht wurden. Um ein besseres Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln, müsse man miteinander ins Gespräch kommen. Dialog und Begegnung seien die zentralen Schlüssel, um sich kennenzulernen und ein Gefühl für die Erwartungen des anderen zu bekommen.
Die Teilnahme an interkulturellen Schulungen sahen die Anwesenden als zusätzliche Möglichkeit, sich Hintergrundwissen über Herkunftsländer und Lebensweisen vor Ort zu verschaffen. Eine mehrsprachige Gestaltung von Informationsmaterialien, Beschilderungen und Onlineangeboten sei Grundvoraussetzung, um Zugewanderte willkommen zu heißen.
In der abschließenden Feedbackrunde äußerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer großes Interesse an einer Fortsetzung der Themenreihe "Integration Geflüchteter durch Bildung". Integration sei eines der zentralen Handlungsfelder im kommunalen Bildungsmanagement und der Austauschbedarf aktuell sehr groß, so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In 2016 werden wir diesem Wunsch mit neuen Veranstaltungsformaten gerne nachkommen.
Ulrike Richter, Veranstaltungen