Bildungswerkstatt

Geflüchtete und Arbeitsmarkt –
Wege in Ausbildung und Beruf (Sachsen-Anhalt)

Geht es um die Vermittlung Geflüchteter in den Arbeitsmarkt, sind Jobcenter und Arbeitsagenturen gefragt. Hinzu kommen die vorberuflichen und berufsbezogenen Bildungsangebote der Kommunen und freien Bildungsträger. Gemeinsames Ziel aller Beteiligten ist es, Zugewanderten den Weg in Ausbildung und Beruf zu erleichtern und das Ankommen in der neuen Heimat zu fördern.  

Willkommen in der neuen Heimat!

Mitarbeitende aus Sachsen-Anhalt trafen sich in Halle zum Austausch, wie Geflüchtete einen schnellen und guten Einstieg ins Berufsleben finden können.

Am 03. November 2015 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter sachsen-anhaltinischer Kommunen, um sich über die Aufgabenfelder der einzelnen Akteure auszutauschen und Ansätze für eine übergreifende Zusammenarbeit zu entwickeln. Einführend sprachen Heike Joachimsthaler (Projekt Jobbrücke Plus) und Diana Nebe (Agentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen) über ihre Vermittlungsarbeit.

Die Rolle der Arbeitsagentur

In ihrem Vortrag stellte Nebe den Ablauf des Asylverfahrens und die daran beteiligten Akteure vor. Kritisch verwies sie auf Stolpersteine, die den Geflüchteten auf ihrem Weg begegnen und einer raschen Arbeitsaufnahme im Wege stehen können. Für eine zeitnahe Vermittlung sei es notwendig, Fähigkeiten und Talente der Zugewanderten bereits im Erstkontakt zu erfassen.

Aufgabe der Arbeitsagentur sei es, diese Kompetenzerfassung in den Aufnahmeeinrichtungen durchzuführen und passende Maßnahmen schnell auf den Weg zu bringen, sagte Nebe. Hierfür brauche es Netzwerke, in denen die verschiedenen Bildungsakteure ihre Angebote vorstellen und ihr Handeln koordiniert aufeinander abstimmen können.

Die Aufgabe der Kommunen sei es, Asylbewerber bei der Kontaktaufnahme mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter zu unterstützen. Diese Schnittstelle gilt es zu verbessern und den Austausch mit der Kommunalverwaltung zu fördern. Eine Liste mit Kontaktpersonen in den Arbeitsagenturen wurde im Anschluss an die Bildungswerkstatt verteilt.

Die Jobbrücke – Wege ins Berufsleben

Wie kann Integration in den Arbeitsmarkt gelingen und was steht ihr im Wege? Das waren die beiden Fragen, die Frau Joachimsthaler anhand beispielhafter Lebensläufe beantworten wollte. In ihrem Vortrag erzählte sie die Geschichten von drei aus dem Iran, Burkina Faso und Mali stammenden Menschen, die im Projekt Jobbrücke Plus beraten wurden. Sie zeigte, welche Hürden sie überwinden konnten und an welchen sie scheiterten.

Als erfolgskritische Faktoren erwiesen sich die späte Registrierung, langwierige Asylverfahren und überfüllte Sprachkurse. Unzureichende individuelle Begleitung, Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Berufen und die mangelnde interkulturelle Kompetenz innerhalb der Verwaltung waren weitere Stolpersteine, denen Joachimthaler im Rahmen ihrer Projektarbeit begegnete.

Gelingt es jedoch einige dieser Hindernisse zu umschiffen, so steht einer erfolgreichen Vermittlung in die ansässigen Unternehmen nichts im Wege. Das funktioniere zwar nicht immer beim ersten Mal und brauche etwas Geduld, würde sich aber langfristig auszahlen, sagte Joachimsthaler im Rückblick. Am Beispiel eines aus dem Iran stammenden Klempners machte sie deutlich, wie trotz des eng gesteckten rechtlichen Rahmens und anfänglicher Rückschläge der Weg in das Berufsleben geebnet werden konnte. Der Mann arbeitet heute in einem halleschen Heizungs- und Sanitärbetrieb.

Was kann Bildungsmanagement leisten?

In der anschließenden Diskussion ging es um die Frage, wie kommunales Bildungsmanagement die Vermittlung Zugewanderter in den Arbeitsmarkt unterstützen kann. Um schnell reagieren zu können, brauche es einen gemeinsamen Datenbestand, eine Gesamtstrategie, funktionierende Kooperationsstrukturen und übergreifende Netzwerke. Die Anwesenden wollten weg vom kurzfristigen Krisenhandeln hin zu einer strategisch und langfristig ausgerichteten Integrationsarbeit.

Hierfür müsse das Thema in ein kommunales Bildungsmanagement eingebunden und als Querschnittsaufgabe gemeinsam bearbeitet werden. Doch es gehe hier nicht nur um Bildungsfragen, vieles betreffe den Bereich Soziales, sagte der Landeskoordinator für Sachsen-Anhalt Norbert Blauig-Schaaf, und verwies noch einmal auf die Notwendigkeit einer integrierten Planung. Dieser Idee stehe das Nebeneinander der drei Rechtskreise SGB II, III und VIII derzeit noch im Wege.

"Was wir brauchen, ist ein Modell wie die Jugendberufsagenturen für Geflüchtete", sagte Nebe. Als einen ersten Schritt in diese Richtung sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Regionalen Arbeitskreise (RAK). Sie ermöglichen die Abstimmung  zwischen Arbeitsagenturen und Jobcentern mit der Kommunalverwaltung in den Themenfeldern: Formale Bildung, Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen, berufliche Weiterbildung und die Vermittlung in den Arbeitsmarkt.

Projekte, wie dieses, gäbe es viele. Sie zielgerichtet zusammenzubringen, sei die zentrale Herausforderung, vor der die Kommunen derzeit stehen. Hierfür braucht es eine neue Art der Koordinierung, definierte Prozesse, Übergaben, Schnittstellen und mehr Transparenz zwischen den Akteuren.

Kontakt

Ulrike Richter, Veranstaltungen

Tel.: 0345-6817821 E-Mail: urichter@dji.de