Online-Fortbildung

Analog-digital vernetzte Bildungslandschaft vordenken

Eine Trennung zwischen digitaler und analoger Welt ist für viele Menschen nicht mehr denkbar. Auch in den kommunalen Bildungslandschaften ist das digitale Zeitalter längst angebrochen. Wir diskutierten in unserer Fortbildung strategische Grundlagen und praktische Ansätze, um das Zusammenwachsen beider Welten bestmöglich zu unterstützen.

Bildung wird digital

Bildungsangebote und -orte verlagern sich zunehmend in den digitalen Raum.

Kommunale Bildungslandschaften sind auf die Vernetzung verschiedener Akteure angelegt. Mit der Corona-Pandemie haben sich Lernangebote und Kommunikationsorte zunehmend in den digitalen Raum verlagert. Wie wird die bislang analoge zu einer nachhaltig digital-analog vernetzten Bildungslandschaft? Wie können die begleitenden Prozesse gestaltet und entsprechendes Know-how eingebunden werden?

Diese Fragen adressierte Petra Ringmann, Leiterin des Bildungsbüros der Stadt Wolfsburg, aus der Perspektive des Bildungsmanagements. Judith Geiser, Abteilungsleiterin Digitale Strategie der Stadt Mannheim, öffnete die Perspektive der IT und deren wichtiger Rolle in der Prozessgestaltung. In der Diskussionsrunde erörterte Eyk Henze, wissenschaftlicher Referent der TransMit, in einem Kurz-Input was generell unter einer Bildungslandschaft zu verstehen und welche besonderen Attribute durch die digitale Transformation noch mitzudenken seien.

In einem waren sich alle Vortragenden einig: Um eine erfolgreiche Bildungslandschaft gestalten zu können, bedarf es einer neuen Einstellung und Arbeitsweise: lern- und fehlerfreundlich, agil und wirkungsorientiert.

„Alle Wolfsburger Bürgerinnen und Bürger erhalten entlang der Bildungsbiografie einen strukturierten Zugang zu Bildungsangeboten für digitale Kompetenzen.“

[Vision Wolfsburger Bildungslandschaft 2019]

Digitale Kompetenzen für alle

Schon vor Corona entwickelte das Bildungsbüro gemeinsam mit vielen Akteuren eine Vision der Wolfsburger Bildungslandschaft: „Alle Wolfsburger Bürgerinnen und Bürger erhalten entlang der Bildungsbiografie einen strukturierten Zugang zu Bildungsangeboten für digitale Kompetenzen.“ Doch wie schafft man eine Struktur, um der Komplexität der Digitalisierung und der Vielzahl der Akteure im Bildungsbereich gerecht zu werden?

Das Bildungsbüro antwortete mit der Gründung eines Bildungsnetzwerkes, bestehend aus thematischen Expertengruppen, mit allen relevanten Akteuren. Diese setzen sich ihre eigenen Themen und Schwerpunkte. Ringmann sieht ihr Bildungsbüro als Impulsgeber, Wegbereiter und Multiplikator. Aufgabe ist es die Netzwerkarbeit zu organisieren, die Netzwerkpartner zu qualifizieren und den Gesamtprozess im Auge zu behalten.

Als Grundlage dient der DigComp, der europäische Referenzrahmen für digitale Kompetenzen. Mittels eines kostenlosen digitalen Selbsteinschätzungstests für alle Wolfsburgerinnen und Wolfsburger werden Kompetenzen und Entwicklungspotentiale sichtbar. Es ist für Ringmann und ihr Team vor allem auch ein Instrument der Steuerung: Zu welchen Kompetenzbereichen und für welche Zielgruppe liegen Bildungsangebote vor, wo gibt es „weiße Flecken“?

Transparenz und Steuerung durch die Wolfsburger Lupe

Mit der Wolfsburger Lupe, einer digitalen Plattform für Bildungs-, Freizeit- und Beratungsangebote, sollen diese dann auch bald für die Wolfsburgerinnen und Wolfsburger sichtbar werden. Wir haben keine Software von der Stange gekauft, sondern partizipativ entwickelt. „Partizipation ist in der Entwicklung einer Plattform nicht nur sinnvoll, um Systeme zu entwickeln, die einfach zu benutzen sind, sondern auch, um zu erkennen, was ihre Nutzerinnnen und Nutzer genau benötigen. Das verbessert nachhaltig die Akzeptanz bei der Einführung der Plattform.“

Dazu wurden entlang der Bildungsbiografie die großen Akteure jeweils mit einbezogen, ebenso die strategische Ebene wie Dezernenten, als auch Akteure, die nah an der Zielgruppe sind, wie etwa Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Beteiligt waren auch interne Experten wie der Dienstellenpersonalrat, Behindertenvertretung, Datenschutz, um sowohl die Umsetzbarkeit als auch die Barrierefreiheit sicherzustellen.

Diese Koordinationsarbeit braucht Ressourcen. Eine volle Stelle brauchte es für die Anfangszeit für ein kontinuierliches Projektmanagement und die zahlreichen Abstimmungen. Für die reine Administration rechnet Ringmann mit einer halben Stelle. Dies umfasst vor allem die technische Redaktion, um Angebote zu prüfen und einzustellen. Langfristig braucht es aber 1,5 Stellen, um auch eine Vertretung zu ermöglichen und weiter an der Plattform zu arbeiten. Perspektivisch soll es auf der Plattform auch gleich eine Buchungsfunktion für Bildungsangebote, vhs-Kurse und Freizeiten geben.

Leadership und Beteiligung in Mannheim

Nach dem politischen Auftrag 2018, innerhalb eines Jahres eine Digitalisierungsstrategie aufzustellen, machte sich Judith Geiser mit ihrem Team auf den Weg: „Wir haben auf der grünen Wiese angefangen.“ Zuerst wurde ein Steuerungskreis aufgebaut, die eigenen Mitarbeiter in der IT abgeholt, dann weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung informiert und befragt, als auch letztlich eine Bürgerbefragung über das Strategiepapier gestartet.

Herausgekommen sind die Handlungsfelder „Digitalisierung als Thema in der Verwaltung“ (e-govern­ment), „Digitalisierung als Thema der Stadtgestaltung“ (Digitale Angebote der kommunalen Beteiligungen) und „Digitalisierung als Thema der Stadtgesellschaft“ (Digitale Angebote aller Akteure der Stadtgesellschaft). Die Themen zeigen: Veränderung beginnt innerhalb der Verwaltung. „Beteiligung ohne Leadership funktioniert nicht. Die Leute in Mannheim haben uns gesagt: Solange wir uns einen Tag Urlaub nehmen müssen, um aufs Amt zu gehen, braucht ihr nicht mit uns über SmartCity zu reden. Das haben wir uns zu Herzen genommen“, so Geiser.

Und auch die Führungspersonen selbst müssen neu denken: „Wenn sie in einer Organisation schnell und erfolgreich sein wollen, können sie sich dieses Silo-Denken einer Verwaltung nicht mehr leisten. Es ist tägliche Arbeit, die Mitarbeiter mitzunehmen, ihre Einstellung zu ändern.“

Als Erfolgsfaktoren für ihre eigene Arbeit benennt Geiser die Unterstützung durch die Führungsebene, eine Projektorganisation mit stringentem Projektmanagement, die einheitliche Verwendung von Begriffen und Definitionen, die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen, 80-Prozent-Lösungen anstreben und nicht zuletzt eine „gelebte, stetige Innovations- und Veränderungsarbeit mit entsprechender Fehler- und Lernkultur.“

Bildungslandschaft analog-digital vernetzt – Wie geht’s?

Was ist nun eine analog-digitale Bildungslandschaft und wie können erste Schritte gegangen werden? Dazu führte Eyk Henze in seinem Kurz-Input ein. Die Bildungslandschaft als Netzwerk begreifend, welches langfristig und professionell gestaltet ist (durch ein Bildungsmanagement), auf planvolles Handeln abzielt (Strategie und Maßnahmen sind vorhanden) und von der Kommunalpolitik beauftragt, stellt vielfältige Anforderungen an die Gestalter.

In einer Aufklärungs- und Kompetenzerfassungsphase sollten die eigenen Ressourcen, Wissen und Fähigkeiten reflektiert werden: Was ist bei uns möglich? Was soll umgesetzt werden? Wer kann und macht das und was braucht sie/er dafür? Nicht zuletzt sollte die Digitalisierung nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance begriffen werden, gemeinsam zu lernen und bessere Lösungen zu finden.

In der Diskussion waren sich die Teilnehmenden einig, dass die bisherigen Strukturen des DKBM gut geeignet sind, um eine analog-digital vernetzte Bildungslandschaft zu begleiten. Es brauche lediglich eine neue Form der Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung, ein größeres Bewusstsein für diese Themen bei der Führungsebene als auch mehr Ressourcen und ein erweitertes Verständnis für die verwaltungsinterne IT.

Das Förderprogramm Bildungskommunen kann dabei unterstützen. Mit Personal- und Sachmitteln bietet es Ressourcen, um die analog-digitale Bildungslandschaft weiterzudenken und weiterzuentwickeln.

Wir von TransMit bedanken uns bei Ihnen für Ihre rege Teilnahme an unserer Veranstaltung und sind an Ihrer Seite die Bildungslandschaften von Morgen zu gestalten!

 

Kontakt

Ulrike Richter, Veranstaltungen

Tel.: 0345-68178 21 E-Mail: urichter@dji.de

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