Fortbildung

Kommunen auf neuen Wegen –
zum Verhältnis von Schule und DKBM

Bildung ist mehr als Schule – und zugleich ist Schule der zentrale Akteur, an dem viele lokale Bildungsprozesse anknüpfen. In unserer Fortbildung am 4. September 2019 in Jena stand die Verknüpfung von Schule mit außerschulischen Akteuren im Mittelpunkt und die Frage, welchen Beitrag ein kommunales Bildungsmanagement dabei leisten kann.  

Schule und DKBM

Mitarbeitende aus 15 mitteldeutschen Kommunen trafen sich zum Austausch in Jena.

Im Kulturzentrum „KuBuS“ des Stadtteils Jena-Lobeda trafen 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 15 mitteldeutschen Kommunen an einem idealen Ort für anregenden Austausch zusammen. Schnell füllte sich der Saal des KuBuS, der normalerweise für Sportkurse, Musik- oder Kinoveranstaltungen genutzt wird, mit Verantwortlichen für das Bildungsmanagement und -monitoring sowie der Bildungskoordination für Neuzugewanderte. Viele von ihnen wurden durch Kolleginnen und Kollegen aus der Kommunalverwaltung begleitet, darunter Mitarbeitende der kommunalen Schulverwaltung und der Fachplanungen.

Kommunen wollen Mitgestaltungsrechte

Der Veranstaltungsort im Stadtteil Jena-Lobeda wurde in enger Verknüpfung mit dem Thema der Fortbildung gewählt. Zum einen steht die Stadt Jena für eine vielfältige und reformpädagogische Schullandschaft und arbeitet stark sozialraumbezogen. Zum anderen wurden seit 2011 im Stadtteil Jena-Lobeda im Rahmen eines Modellversuchs in Kooperation mit dem Freistaat Thüringen drei kommunale Gemeinschaftsschulen gegründet, für die die Stadt die sogenannte erweiterte Schulträgerschaft übernommen hat.

Neben der Zuständigkeit für die äußeren Schulangelegenheiten, die u.a. die Verantwortung für Gebäude und Ausstattung der Schulen umfasst, besitzt die Stadt Jena Mitgestaltungsrechte bei den inneren Schulangelegenheiten der drei kommunalen Schulen. Durch den Schulversuch kann die Stadt bei der Auswahl des Schulpersonals und der Schulkonzeptentwicklung mitbestimmen, so Stefanie Teichmann, Bildungsmanagerin der Stadt Jena.

Schule braucht Kooperationspartner

In ihrer thematischen Einführung verwies Dr. Anne Walde von TransMit auf die Aachener und Münchner Erklärung des Deutschen Städtetages, wo das Anliegen einer stärkeren Mitbestimmung der kommunalen Träger bei inneren Schulangelegenheiten formuliert wurde. Diesem Ziel steht jedoch gegenüber, dass Schulen im Vergleich zu anderen Akteuren nicht immer gut in lokale Netzwerke eingebunden sind. Zudem besteht der Konsens, dass es keiner Schule allein gelingen kann, sich weiterzuentwickeln. Sie benötigt deshalb außerschulische Akteure als Kooperationspartner.

In ihrer thematischen Einführung hob Dr. Anne Walde die Bedeutung von Kooperationspartner für Schulen hervor.

An dieser Stelle kann das kommunale Bildungsmanagement ansetzen und die Rolle eines Vernetzers oder Moderators zwischen den Akteuren einnehmen. Ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement kann Schulen bildungsbezogene Daten zur Verfügung stellen. Gleichzeitig kann es als Informationsnehmer Daten von Schulen abfragen. Enge Berührungspunkte finden sich auch dort, wo schulische Vertreterinnen und Vertreter in die Gremienstruktur eines kommunalen Bildungsmanagements eingebunden sind. In den Kommunen bestehen enge Kooperationen zwischen der Jugendhilfe und Schule, z.B. bei der Schulsozialarbeit. Ein kommunales Bildungsmanagement kann auch hier unterstützen, indem es Koordinationsaufgaben übernimmt und zwischen den Beteiligten vermittelt.

Viele Anknüpfungspunkte für ein kommunales Bildungsmanagement

Die Fortbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielten im Anschluss die Gelegenheit, den Blick auf ihre Kommune zu lenken und zu reflektieren, wo bereits Schnittstellen und Anknüpfungspunkte zum Thema kommunaler Schulentwicklung und -gestaltung bei ihrer Arbeit vorhanden sind bzw. wo diese weiter ausgebaut werden könnten. Bei den Kurzvorstellungen wurde eine Vielzahl an Berührungspunkten zum Thema Schule sichtbar.

In fast allen Kommunen ist das kommunale Bildungsmanagement bereits im engen Austausch und Abstimmung mit anderen Fachabteilungen, die sich mit schulischen Fragen beschäftigen. Dies wird in einigen Kommunen dadurch unterstützt, dass das kommunale Bildungsmanagement gemeinsam mit Fachplanungen, wie der Schulentwicklungs- oder Jugendhilfeplanung, und den vorhandenen kommunalen Netzwerkstellen für Schulsozialarbeit sowie dem Übergangsmanagement Schule-Beruf in einem Bildungsbüro verankert ist. Dies ermöglicht ein abgestimmtes Vorgehen, etwa bei Themen wie Schulabsentismus, sozialer Segregation, Schulsozialarbeit oder digitaler Bildung.

Eine Vielzahl an Berührungspunkten zum Thema Schule wurde sichtbar.

Ein Beitrag des kommunalen Bildungsmanagements kann darin liegen, bei diesen Fragestellungen Zuarbeiten zu leisten oder sich an der Konzipierung von Schulbefragungen zu beteiligen. Schnittstellen ergeben sich auch in der gemeinsamen Gremienarbeit. So sind Schulen häufig in regionale Gremien zum Übergangsmanagement Kita-Grundschule oder Schule-Beruf involviert, an dem auch Mitarbeitende des kommunalen Bildungsmanagements mitwirken. In einigen Kommunen sind Schulleitungen sowie das Landesschulamt in ein strategisches Gremium zum Thema Bildung eingebunden.

Obwohl viele Schnittstellen bereits gut bearbeitet werden, sprachen die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter auch eine Vielzahl von Herausforderungen und Handlungsbedarfen im Themenfeld Schule an. Beispielsweise sollten Schulkonzepte in ihrer Gesamtheit zukünftig besser aufeinander abgestimmt werden, die Kooperation der Kommunen mit dem Landesschulamt müsse intensiviert und die Einbindung der Schulen in lokale Netzwerke gestärkt werden.

Strategie der „Lokalen Bildungslandschaft“ in Jena

Stefanie Teichmann, Bildungsmanagerin in Jena, berichtete aus den Erfahrungen der Stadt zur Verknüpfung von kommunalem Bildungsmanagement, Schule und Jugendhilfe. Bereits in den 1990er Jahren wurde in Jena im Rahmen eines Modellprojektes die erste Stelle für Schulsozialarbeit implementiert. Darauf aufbauend wurden fachliche Standards in diesem Bereich entwickelt und Grundlagen für die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule gelegt. Im Sinne einer erweiterten Schulträgerschaft machte sich die Stadt auf den Weg, innere und äußere Schulangelegenheiten stärker miteinander zu verzahnen.

In den Jahren 2009 und 2010 wurde die Jenaer Strategie der „Lokalen Bildungslandschaft“ zusammen mit Jenaer Hochschulen entwickelt. Sie vereint wesentliche Elemente der Zusammenarbeit von Schule, Jugendhilfe und außerschulischen Lernorten in Jena, die in Kooperationsverträgen verbindlich geregelt werden. Eine Säule der lokalen Bildungslandschaft umfasst die kooperative Praxisberatung an Schulen. Dabei wird einmal monatlich zwischen Schulvertretern und Jugendhilfe ein anonymer Fall kollegial und multiprofessionell beraten.

Stefanie Teichmann berichtete von den Erfahrungen der Stadt Jena.

Ein weiterer Baustein der Strategie beschreibt die Gestaltung der Schule als sozialen Lernort mit schul- und sozialpädagogischen Bildungsangeboten. Der Beitrag des kommunalen Bildungsmanagements liegt u.a. in der Weiterentwicklung der Qualitätsberichte und -dialoge, die mit Jugendarbeit und außerschulischen Lernorten durchgeführt werden. Die Daten aus der Jugendarbeit fließen zudem in das kommunale Bildungsmonitoring.

Im ersten Bildungsbericht der Stadt Jena wurde neben dem Thema Schule der Bereich des Freizeitlernens junger Menschen dargestellt. Das kommunale Bildungsmanagement ist mitbeteiligt an Planungsprozessen von Bildungsangeboten im außerschulischen Bereich und transportiert Informationen zu aktuellen Entwicklungen in die Steuerungsgruppe Bildung. Aus dem kommunalen Bildungsmanagement heraus wurde ein neues Format entwickelt, das die regelmäßige Durchführung von schulspezifischen Entwicklungsgesprächen gemeinsam mit dem zuständigen Staatlichen Schulamt Ostthüringen vorsieht. Die Gespräche sollen die Verknüpfung von Jugendhilfe und Schule stärken und die Qualitätsentwicklung und -sicherung an Schulen unterstützen.

Beispiele für Schnittstellen DKBM und Schule

Im abschließenden Block der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden in Kleingruppen gemeinsam ein kommunales Fallbeispiel mit Herausforderungen im Schulbereich bearbeiten und dabei die Rolle eines kommunalen Bildungsmanagements näher umreißen. Auch hierbei wurden zahlreiche Schnittstellen von Schule zu Bereichen der Kommunalverwaltung und -politik identifiziert. Ein kommunales Bildungsmanagement kann diese Schnittstellen aufzeigen und beteiligte Akteure miteinander vernetzen. Die Fortbildung verdeutlichte, dass es eine Vielzahl an möglichen Anknüpfungspunkten für Mitarbeitende des Bildungsmanagements und -monitorings gibt, um lokale Schulentwicklungsprozesse zu unterstützen.

Kontakt

Ulrike Richter, Veranstaltungen

Tel.: 0345-68178 21 E-Mail: urichter@dji.de