Fachtag
Viele ländliche Regionen Mitteldeutschlands stehen durch strukturelle Veränderungen, Abwanderung und eine immer älter werdende Bevölkerung vor besonderen Herausforderungen. Das betrifft vor allem die Bereiche Regionalentwicklung, Infrastruktur und Versorgung und damit auch die Teilhabe an Bildung und den sozialen Zusammenhalt vor Ort. Was es braucht, sind innovative Ideen für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Bildungslandschaft in ländlich geprägten Regionen – bedarfsorientiert, von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter.
Doch wie können die aktuellen Herausforderungen vor Ort gemeistert und vorhandene Potentiale genutzt werden? Und welche Antworten hält das kommunale Bildungsmanagement mit dem Ansatz des Lebenslangen Lernens für die Bildung auf dem Land bereit? Diese und weitere Fragen standen im Zentrum unseres Fachtages am 10. April 2019 in Altenburg. 80 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kommunalverwaltung waren aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in das Landratsamt in Altenburg gekommen, um gemeinsam zu diskutieren und aus guten Beispielen Inspiration zu schöpfen.
Bildung ist Treiber – nicht nur für die Wirtschaft
Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Uwe Melzer, Landrat des Landkreises Altenburger Land. Gleich zu Beginn seines Grußwortes machte der Landrat die Teilnehmenden auf Bernhard August von Lindenau aufmerksam, der „gewissermaßen zu den Landmarken unter den Persönlichkeiten gehört, die das Altenburger Land geprägt haben“. Gerade Lindenau müsse, wenn es um das Thema „Landmarke Bildung“ geht, angeführt werden, „weil er überzeugt davon war, dass, wer gut gebildet ist, auch Gutes für die Wirtschaft leisten kann.“
Deshalb wolle der Landkreis auch „möglichst vorausschauend Strukturen schaffen, die allen, die hier wohnen und wirken, die entsprechende Lebensqualität sichern.“ Besonderes Augenmerk gelte dabei den Bildungseinrichtungen, da sie eine gemeinschaftsprägende und identitätsstiftende Arbeit leisten. „Sie sind wesentliche Grundlage für eine lebendige Gemeinschaft und schaffen Lebensqualität.“
Ländliche Vielfalt – unterschiedliche Entwicklungen
Auch Dr. Patrick Küpper vom Johann Heinrich von Thünen-Institut, der in seinem einführenden Fachvortrag den ländlichen Raum als Aktionsrahmen für die Bildungsarbeit in den Kommunen aufspannte, verwies auf eine zukunftsfähige Bildungslandschaft als wichtigen Wirtschaftsfaktor. Gleich zu Beginn seines Vortrags betonte Küpper, dass es den ländlichen Raum nicht gibt. Vielmehr hätten wir es auch in Mitteldeutschland mit einem differenzierten Bild ländlicher Räume zu tun.
So verliefen etwa demographische Entwicklungen entgegen der allgemeinen Annahme nicht immer und überall linear. Auch ständen einem knapper werdenden Bildungsangebot und Erreichbarkeitsproblemen auf dem Land zunehmend verfügbare digitale und dezentrale Bildungsangebote gegenüber. Und nicht zuletzt verfüge gerade der ländliche Raum über besonders wissensintensive Industrien und über ein großes bürgerschaftliches Engagement im Bildungsbereich.
Vier Themen – vier Foren
Nach der Mittagspause standen vier parallel stattfindende Foren zu zentralen Arbeitsfeldern des kommunalen Bildungsmanagements in Landkreisen auf dem Programm. Das Forum „Chancen der Schulplanung in ländlichen Räumen“ zeigte, wie Schulplanung auf spezielle lokale Gegebenheiten abgestimmt und als partizipativer Prozess gestaltet werden kann. Beim Thema „Die Zukunft der Erwachsenenbildung auf dem Land“ wurde deutlich, welche Strukturen und Rahmungen im ländlichen Raum nötig sind, damit Bildungsträger gut miteinander kooperieren und attraktive Angebote für die erwachsene Bevölkerung flächendeckend angeboten werden können.
Unter dem Titel „Alter(n) im ländlichen Raum“ diskutierten die Anwesenden die Bildungsinteressen und Bildungsbedürfnisse von Bürgerinnen und Bürgern zwischen 50 und 80 Jahren aus Magdeburg und dem ländlichen geprägten Landkreis Mansfeld-Südharz. Ausgangspunkt hierfür war die Studie „Bildung und Lernen im Alter II“, die sich mit dem Bildungsverhalten älterer Menschen im ländlichen Raum auseinandersetzte. Das vierte Forum beschäftigte sich mit der Frage, wie Bildungslandschaften im lokalen und regionalen Raum durch strategische Kooperation von Landkreisen und kreisangehörigen Städten und Gemeinden zukunftsfähig gestaltet werden können.
Nach den anregenden Diskussionen in den Foren verlagerten sich die Gespräche in den Lichthof des Landratsamts. Im Mittelpunkt stand der Austausch zu Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit, aber auch die Erkenntnis, dass auch Bildung zur Landmarke werden kann – wegweisend für die Menschen und Orte abseits der großen Städte.
Ulrike Richter, Veranstaltungen