Bildungswerkstatt
Am 8. und 9. Dezember 2015 fand unsere zweiteilige Bildungswerkstatt zur Leitbildentwicklung statt. 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in Jena und Halle über Chancen und Stolpersteine auf dem Weg zum Bildungsleitbild in ihren Städten und Landkreisen.
Am Anfang stand die Frage nach dem individuellen Bildungsbegriff eines jeden Einzelnen. Die Assoziationen reichten vom Bild eines verschlungenen Wollknäuels bis hin zum schwer manövrierbaren Schiff. Die unterschiedlichen Sichtweisen bildeten die Grundlage der zu entwickelnden Leitbilder, als Versuch die Vision des lebenslangen Lernens zielgerichtet in die kommunale Realität umzusetzen.
Gelingende Leitbildentwicklung im Kreis Elbe-Elster
Wie konkret ein Weg zum Leitbild beschritten werden kann, zeigten Dagmar Fischer und Sophie Heda, Mitarbeiterinnen im Bildungsbüro des Landkreises Elbe-Elster. Von 2009 bis 2014 nahm der Kreis am Programm "Lernen vor Ort" teil. In dieser Zeit entstand ein Bildungsleitbild, das seit 2013 in sechs Leitlinien das Bildungsverständnis im Landkreis auf den Punkt bringt. Dieses Papier sei bis heute die Grundlage für die bildungspolitischen Entscheidungen im Landkreis Elbe-Elster, so die beiden Referentinnen.
Rückblickend benannten Fischer und Heda zentrale Gelingensbedingungen, die zum Erfolg des Leitbildprojektes beitrugen. Entscheidend seien ein engmaschiger Prozess mit zeitnahen Beratungen, eine externe Moderation, die rechtzeitige Erarbeitung einer Umsetzungsstrategie, die Bündelung von Ressourcen sowie die ständige Reflexion und Dokumentation der eigenen Arbeit.
Partizipative Leitbildentwicklung in Jena
Christine Wolfer, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Bildung in der Stadtverwaltung Jena, informierte über die Entstehung des Bildungsleitbildes in der Ostthüringer Universitätsstadt. Von Beginn an waren alle relevanten Bildungsakteure, wie Schulen, Träger der Jugendhilfe, Wirtschaftsvertreter, Hochschulen, Bildungsträger, Zielgruppenvertreter sowie Fachpolitiker aller Stadtratsfraktionen in den Prozess eingebunden. Nach der Auftaktveranstaltung 2010 wurden Arbeitsgruppen zu den Themen Frühkindliche Bildung, Schulbildung, Berufsbildung, und Seniorenbildung eingerichtet. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden gebündelt, aufeinander abgestimmt und schließlich in gemeinsamen Zielsetzungen festgeschrieben. Im November 2010 wurde das entstandene Leitbild durch den Jenaer Stadtrat verabschiedet. Die in diesem Prozess entstandenen Strukturen seien eine gute Basis für den Erfolg der späteren Umsetzung gewesen, sagte Wolfer mit Blick auf die Praxistauglichkeit des Papiers.
Leitbildentwicklung in der Praxis – erste Ansätze
Nach der Mittagspause ging es in die Praxis. Im Rollenspiel versetzten sich die Teilnehmenden in die Lage fiktiver Akteure mit all ihren individuellen Zielen, Sichtweisen und Wünschen. Als fiktiver Landrat, Schülerbeirat oder Mitarbeiterin einer Netzwerkstelle bekamen sie ein Gefühl dafür, wie anspruchsvoll es ist, sich auf gemeinsame Ziele zu verständigen, alle Akteure unter einen Hut zu bekommen und den Prozess trotz knapper Ressourcen effektiv zu koordinieren.
In diesem Zusammenhang verwies Moderatorin Ines Tetzlaff auf das Handout der Veranstaltung. Das Papier beschreibt einen idealtypischen Prozess von der Analyse, über die Erarbeitung eines Entwurfs bis hin zur Verabschiedung des fertigen Leitbilds.
Die Inputgeberinnen machten allen Teilnehmenden noch einmal Mut, sich auf den Weg zu einem eigenen Bildungsleitbild zu machen und damit eine größere Diskussion zum Thema Bildung im Kreis anzuschieben. Nach einem regen Austausch von konkreten Erfahrungen und dem Gewinn neuer Impulse endete die Veranstaltung mit der Ankündigung weiterer vertiefender Bildungswerkstätten zum Thema Leitbildentwicklung.
Ulrike Richter, Veranstaltungen